Extrem im Netz

Wenn du in Foren und Blogs des Webs unterwegs bist, hast du vielleicht schon hitzige Diskussionen mitbekommen, die dort zu gesellschaftlichen oder politischen Themen stattfinden. Aktuell reizt die Frage, wie man mit Flüchtlingen umgehen soll, einige zu schlimmen Flames. Grundsätzlich schützt die Polizei die freie Meinungsäußerung – außer die Grenze zu Straftaten wird überschritten. Insbesondere bei Beleidigungen und Cybermobbing oder aber, wenn ganze Gruppen von Menschen herabgewürdigt, Hass verbreitet oder die Demokratie und die Menschenrechte angegriffen werden, sind solche Posts vielleicht schon Straftaten. Hier steht die Polizei ganz klar auf der Seite der Opfer!

Doch auch allgemein kann "verbale Gewalt" handfeste Gewalt vorbereiten. Daher wollen wir hier mit Fakten über die Tricks der Populisten und Extremisten aufklären.

Auf der Seite www.zivile-helden.de siehst du in einem interaktiven Video, welche Folgen Beleidigungen und Drohungen im Internet für ein Opfer haben. In einem anschließenden Quiz kannst du testen, wie gut du gegen Hass in der Online-Welt argumentieren kannst. Zum Video...

Auf der Seite www.love-storm.de kannst Du Gegenrede online trainieren, an Aktionen gegen Hass im Netz teilnehmen, Hasskommentare melden und Dich mit anderen Aktiven austauschen.

Auf der Seite ichbinhier e.V. kannst Du dich über Maßnahmen gegen Hass im Netz und über das Starkmachen gegen Hate Speech informieren und Dir Unterstützung suchen.

Auf der Seite HateAid kannst Du dir bei Erfahrung von digitaler Gewalt, Beratung und rechtliche Unterstützung suchen.

Fakten

In Deutschland hat jeder das Recht seine Meinung zu sagen, solange er nicht die Rechte anderer verletzt. In strittigen Themen werden deswegen unterschiedliche Meinungen deutlich. Aktuell kann man das an der Frage erleben, wie Deutschland mit Menschen umgehen soll, die hier Asyl beantragen.

In vielen Fällen führt dieser Streit auch zu sehr emotionalen Aussagen. So scheint es manchmal, als ob sich "Asylkritiker" und Vertreter der "Willkommenskultur" unversöhnlich gegenüber stünden.

Diese Auseinandersetzung um die richtige Politik findet aber nicht nur in Parlamenten und bei Parteiversammlungen statt. Auch in den Sozialen Medien wird heftig diskutiert - umso zugespitzter, wenn das Thema Kriminalität und das Thema Migration verknüpft werden.

Aufgrund der kurzen Nachrichten wird hier vieles zusammengefasst und damit zugespitzt - teilweise sogar so sehr, dass die Posts polemisch werden. Hier ist aber auch oftmals die Grenze zu strafbarem Handeln erreicht.

Wer andere beleidigt, begeht genauso eine Straftat, wie wenn er bewusst die Unwahrheit über sie verbreitet (Verleumdung). Wer gar eine ganze Gruppe von Menschen, beispielsweise aufgrund ihrer nationalen, religiösen oder ethnischen beschimpft oder sogar zu Gewalt gegen die Gruppe aufruft, begeht eine Volksverhetzung.

Die Grenze zwischen verbotenen und gerade noch legalen Aussagen ist nicht immer leicht zu bestimmen. Wer andere Menschen abwertet und dafür auch (verbale) Gewalt einsetzt, ist aber an der Grenze zum Verbotenen.

Das Internet ist eben kein rechtsfreier Raum: „ein wenig Text“ in Form von Posts oder Kommentaren in sozialen Netzwerken kann bereits strafbar sein!

In der Grauzone zwischen legalen und illegalen Aussagen tummeln sich so genannte Populisten, also Menschen, die extremistisch denken, sich aber etwas vorsichtiger ausdrücken. Hierfür gibt es auch aktuell mehrere Beispiele: Rechtsextremisten hetzen gegen Flüchtlinge, Islamisten gegen die freiheitliche Gesellschaften und Ausländerextremisten versuchen Vorteile für sich zu erzielen. Oftmals versuchen Extremisten und Populisten dabei Begriffe zu besetzen und damit Stimmung zu machen.

Die meisten Populisten werfen beispielsweise der Presse vor, nicht die Wirklichkeit abzubilden, sondern zu verzerren, zu lügen und damit die Wirklichkeit zu verfälschen ("Lügenpresse"). Dagegen stellen sie ein einfaches Weltbild, mit dem alle Vorkommnisse einfach zu erklären sind und die Schuld eindeutig bei den anderen liegt.

Ab einer gewissen Stufe der Vereinfachung kann jede Botschaft falsch werden - spätestens, wenn die Grund- und Menschenrechte verletzt werden, sollte man misstrauisch werden!

Populisten und Extremisten geht es darum, andere schlecht zu machen, um sich damit selbst besser darzustellen:

  • Islamisten sehen sich als Vertreter der besten Religion und greifen andere Menschen mit verbaler oder handfester Gewalt an.
  • Rechtsextremisten sehen sich als Elite der arischen Rasse und bekämpfen nicht nur Nichtdeutsche, sondern auch alle anderen, die nicht in ihr Weltbild passen.
  • Linke Gewalttäter geben vor, sich gegen Nazis zu wehren und legitimieren damit nur die Gewalt, die sie gegen ihre Feinde, aber auch gegen die Polizei ausüben.
  • Kurdische und türkische Nationalisten werfen sich gegenseitig vor, an der Gewalt alleine schuldig zu sein - und fördern so nur die weitere Eskalation.

Und alle diese Gruppen versuchen in sozialen Medien ihre Botschaften zu verbreiten.

In den sozialen Medien tauchen immer wieder "Belege" und "Beweise" für extreme Botschaften auf. In den meisten Fällen stellt sich später heraus, dass diese Videos und Posts gefälscht oder aus dem Zusammenhang gerissen wurden.

Populisten und Extremisten wollen nicht neutral über Sachverhalte aufklären, sondern ihre Meinung verbreiten - das ist dann keine objektive Information, sondern nur Propaganda. Meist hat die Gegenposition ebenso gute Argumente - und die extremeren Gegner haben eine Gegenpropaganda.

Darum: Vorsicht mit Verführern! Bevor man selbst etwas in sozialen Medien schreibt, sollte man mehrere Perspektiven prüfen und sich seine eigene Meinung bilden.

Betroffene und Beteiligte

In den sozialen Medien kann man häufig extreme und abwertende Kommentare lesen. Manchmal bekriegen sich die Gegner sogar mit "Flames".

Wenn du die Autoren kennst, kannst du vielleicht mit ihnen sprechen. Manchmal drückt man sich in der Hitze des Wortgefechts verletzend aus. Dann ist es gut, wenn Freunde einen darauf hinweisen, damit man den Post verändern oder löschen kann.

Wenn du Seiten im Netz findest, die Straftaten beinhalten oder die Menschenwürde verletzen, solltest du dies anzeigen. Eine einfache Möglichkeit ist es, die entsprechende Seite bei jugendschutz.net zu melden. Selbstverständlich kannst Du auch bei jeder Polizeidienststelle eine Anzeige erstatten, oder einen Hinweis geben!

Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass andere etwas Negatives über dich oder die Gruppe der du dich zugehörig fühlst, gepostet haben. Lass dies nicht auf dir sitzen, sondern frage Eltern, Lehrer oder andere Vertrauenspersonen, wie sie dir helfen können!

In einigen Fällen können diese auf den Autor des Posts zugehen um diesen aus dem Netz zu löschen.

Wenn das nicht möglich ist, kannst du die Seite zum Beispiel bei jugendschutz.net melden, die dann versuchen, sie aus dem Netz zu löschen.

Bei Straftaten und insbesondere, wenn dir gedroht wird, solltest du dich auch an die Polizei wenden!

Du beteiligst dich an kontroversen und vielleicht auch politischen Debatten - sehr gut - die Demokratie lebt vom Mitmachen! Bedenke aber bitte bei dem, was du schreibst, dass du dich nicht dazu hinreißen lässt, andere Personen oder Gruppen zu beleidigen oder pauschal abzuwerten. Trolle sind in keinem Blog willkommen!

Gerade in hitzigen Debatten neigt man dazu, Dinge zusammen zu fassen und auf den Punkt zu bringen. Lies dir bitte den Text aber nochmal durch, bevor du ihn postest! Deine Argumente kommen besser an, wenn du auf billige Polemik verzichtest.

Aber auch wenn du alles "richtig" gemacht hast, kannst du Opfer eines sogenannten "Shit-Storms" werden. Bleibe auch dann ruhig und besonnen. Begehe nicht den Fehler "zurück zu schlagen", denn dann wirst du möglicherweise vom Opfer zum Täter!

Wenn du in den sozialen Netzwerken Posts und Kommentare findest, die andere Menschen abwerten oder beleidigen, willst du vielleicht gegen das Unrecht etwas tun. Das ist der richtige Ansatz - die Frage ist aber, wie man am sinnvollsten eingreifen kann?

Wenn du den Autor kennst, kannst du vielleicht mit ihm sprechen. Vielleicht können dich dabei Eltern, Lehrer oder sonstige Vertrauenspersonen unterstützen.

Wenn dir dies nicht sinnvoll erscheint, kannst du entsprechende Seiten zum Beispiel bei jugendschutz.net melden, die sich dann bemühen die Seite aus dem Netz zu nehmen.

Wenn du Sorge hast, dass eine Gefahr droht, oder du strafbare Kommentare siehst, solltest du dies der Polizei melden. Das kann über ein entsprechendes Formular erfolgen, oder direkt bei der Polizei in deiner Nähe.

Eure Fragen zum Thema (FAQ)

Immer wieder muss man im Internet Meinungen lesen, die offen oder verdeckt zu Gewalt aufrufen. Mal sind es Islamisten, die der restlichen Welt den "Heiligen Krieg" erklären; mal sind es Rechtsextremisten, die alles "Fremde" mit Gewalt vertreiben wollen.

Gewalt produziert Unrecht und Leid und darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein! Wenn Staaten miteinander Krieg führen, ist das schlimm genug. Du solltest niemals Gewalt zur Lösung von Konflikten einsetzen.

Falls du auf Gewaltaufrufe im Internet stößt, melde diese bitte bei jugendschutz.net oder bei der Polizei, damit den möglichen Opfern geholfen werden kann.

Ein fast schon klassisches Mittel, die Gruppe, die man abwerten will, schlecht zu machen, ist ihnen übermäßiges kriminelles Verhalten vorzuwerfen. Das kann in einigen Fällen vielleicht sogar zutreffen, oftmals ist es aber nur Polemik!

In erhitzten Diskussionen kommen häufig Argumente vor, die man differenzierter sehen kann und muss. Dazu gibt es in verschiedenen Bereichen - auch im Bereich der Kriminalität - seriöse Statistiken, die von Behörden oder Forschungsinstituten herausgegeben werden.

Informiere dich, beispielsweise wenn du etwas für die Schule schreiben sollst, am besten an mehreren Stellen, um Einseitigkeiten zu vermeiden. Wenn du dabei sorgfältig vorgehst, kommst du fast immer zu einem differenzierteren und damit zutreffenderen Ergebnis.

In vielen deutschen Medien wird über die Lebenssituation von Muslimen in anderen Ländern eher selten berichtet.

Dies nutzen teilweise Islamisten aus und berichten nur noch über Muslime als Opfer. Sie wollen damit das Gefühl verbreiten, Muslime müssten sich zusammenschließen, um gemeinsam gegen den "Feind" vorzugehen oder sogar zu kämpfen. Dabei werden aber häufig die Kategorien "Täter-Opfer" und "Muslime-Nichtmuslime" einseitig verteilt, denn es gibt auf der Erde natürlich auch Muslime als Täter und Nichtmuslime als Opfer! Weltweit sind die meisten Opfer des islamistischen Extremismus und Terrorismus Muslime selbst!

Es ist viel sinnvoller, Menschen nach dem zu bewerten, was sie denken und tun, als danach, welche Religion sie haben!

In den letzten Jahren kamen viele Menschen als Asylsuchende nach Deutschland, weil sie in ihrer Heimat verfolgt und bedroht wurden. Diese Menschen gehören verschiedenen Religionen an - es gibt Christen, Juden, Zoroastrier, Jesiden und viele mehr - die meisten sind aber Muslime. Fast alle Flüchtlinge würden gerne wieder in ihre Heimat zurückkehren, wenn es dort friedlich wäre und die staatliche Ordnung funktionieren würde. Sie kommen nicht, um ihre Religion auszubreiten, sondern um Schutz zu erbeten.

Wenn in den Straßen Deutschlands mehr Muslime zu sehen sind, ist das ein Zeichen dafür, dass es sich um ein offenes und gleichzeitig schützendes Land handelt. Das ist nicht nur eine Forderung der christlichen Lehre, sondern vor allem eine Konsequenz der Menschenrechte und der Regelungen des Grundgesetzes. Danach kann in Deutschland jeder seinen Glauben leben und seinem Gewissen folgen, solange er keine Gesetze bricht.

Um diese Rechte beneiden uns viele Menschen auf der ganzen Erde.

In Deutschland gilt die Meinungsfreiheit, das heißt das jeder seine Meinung äußern darf, solange er damit nicht gegen Gesetze verstößt.

In einigen Fällen ist aber genau das der Fall: Menschen beleidigen oder verleumden andere, hetzen über andere Gruppen oder werten diese ab. Ab einer gewissen Schwelle ist dies verboten und die Polizei verfolgt diese Straftäter.

In vielen weiteren Fällen liest man aber auch schlicht Unsinn im Netz. Da dies nicht verboten ist, löscht das auch niemand. Daher Vorsicht im Netz: nicht alles was man liest ist zutreffend!

Wenn du liest, dass regelmäßig UFO's auf der Erde landen, handelt es sich (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) um eine Verschwörungstheorie oder schlicht um einen "HOAX". Wenn jemand im Netz schreibt, Juden hätten eine geheime Weltregierung, die alles kontrolliert, ist das nicht nur falsch, sondern auch gefährlich und je nach Formulierung sogar strafbar. Hier macht eine "Verschwörungstheorie" eine ganze Gruppe von Menschen zu Opfern.

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